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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 09.03.2004


Frauen in den Nachrichten zum 8. März 2004
Gerlinde Behrendt

Pressenachlese zum internationalen Frauentag. Eine geringe Ausbeute - Unser Kommentar




Obwohl sich der Anteil der Journalistinnen in den Tages- und Wochenzeitungsredaktionen seit 10 Jahren ständig erhöht hat, sind Frauenthemen in der Presse eher selten zu finden. wenn ein/e Besucher/in aus dem Weltall eine irdische Zeitung lesen könnte, dann müsste sie/er glauben, dass auf der Welt ca. 5% Frauen leben!

Probleme für Frauen gibt es bei dem Gezerre um Reformen in Deutschland genug. Vor allem, wenn es um "Einsparungen" geht, stehen Frauen in der ersten Reihe: Anrechnung der Partnereinkommen bei der Arbeitslosenhilfe, höhere Frauenbeiträge für private Rentenversicherungen, Kürzungen bei der staatlichen Witwenrente (versicherungsfremde Leistungen!!) - und nicht zuletzt trifft die Praxisgebühr und die Zuzahlung bei medizinischen Leistungen in der Mehrzahl Frauen, weil sie gesundheitsbewusster leben und häufiger zum Arzt gehen.

Hat das am 8.März jemand gesagt? Ich hab’ es jedenfalls nicht gehört. Aaaaber....am 8. März. dem Frauentag, ist das sicher ganz anders...begeben wir uns versuchsweise auf eine Internet-Recherche, fangen wir bei den "linken" Tageszeitungen an.

Die Frankfurter Rundschau fragt, ganz im Zeichen der Globalisierung, (woanders gehts den Frauen viiiel schlechter, Mädels!!): "Hat sich in Irak und Afghanistan das Leben für Töchter, Mütter und Schwestern verbessert? Finden Frauen, die sich zu uns flüchten, weil sie wegen ihres Geschlechts verfolgt werden, bei uns Schutz?"Und kommt zum Ergebnis: "Auch nach so vielen Jahren ist dies kein Tag mit Goldrand." Ja.
Und das war es auch schon. Kein ausführlicher Artikel, kein Kommentar, keine Dokumentation. klares Bekenntnis der FR zu der Frage, was ihr die Frauen wert sind: ganze 8 Zeilen....

In der Dokumentation schließlich doch noch ein Hinweis auf ein Frauenthema: eine Dissertation über o.b. und das Bild des Frauenkörpers in der Werbung. ah, sehr passend...:

Im Spiegel? Fehlanzeige: abends um 8 Uhr nichts zum Thema Frauen zu finden, auch wenn versprochen ist, dass Frauen "Thema der Woche" sein sollen...Bei einer weiteren Recherche wird Frau schnell auf das - kostenpflichtige - Archiv verwiesen.

Auch die taz muss beim Thema Frauen auf Wanderschaft gehen, diesmal ist es Osteuropa. so stellt die Redakteurin fest: "Frauen in den Beitrittsstaaten erhalten bis zu 35 Prozent weniger Lohn als Männer, obwohl die Gleichstellungsrichtlinien der EU längst umgesetzt sind. Ihr Anteil an hohen politischen Funktionen ist seit der Wende deutlich zurückgegegangen. Sexismus wird nicht als gesellschaftliches Problem wahrgenommen." Kommt uns irgendwie bekannt vor, Globalisierung hat für Frauen doch etwas beruhigendes...

Am weitesten wagt sich das Internet Magazin Telepolis von Heise hinaus: in einem Artikel wird über "Skrupellose Ausbeutung und brutale Gewalt" berichtet, und das in drastischen (Wort)- Bildern.. lesen bitte nur, wer gute Nerven hat!

Könnte es am Ende so sein, dass die konservative "bürgerliche Presse" den Tag für eine sorgfältige Analyse der Situation in Deutschland nutzt? Im Berliner Tagesspiegel : Fehlanzeige!

In der FAZ gar kann ich einen Artikel "Ministerinnen für Gleichstellung Appelle, Klagen und Informationen zum Internationalen Frauentag" gegen 1, 50 Euro kaufen. Dumm nur, dass ich heute schon - umsonst - eine Presseerklärung mit ähnlich lautender Überschrift aus dem Familienministerium erhalten habe.... Doch halt!... eine "kleine Meldung" fehlt noch:
Die litauischen Abgeordneten haben ihre Kolleginnen zum 8. März mit einer Liebesgedichte-CD überrascht! Na, hoffentlich hilfts den Parlamentarierinnen darüber hinweg, dass nur so wenig Frauen ins Europaparlament geschickt wurde!


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Beitrag vom 09.03.2004

AVIVA-Redaktion